Autorenbild Vogel & Detambel coaching for executivesWie finde ich meinen Traumjob?

Vom kreativen Bankangestellten und dem gründlichen PR-Berater - Eigenschaften sind relativ

Ein Beitrag von Vogel & Detambel coaching for executives

Wie man heute sein muß

Wie man heute sein muss, um einen Job zu bekommen: Diesem Thema widmen sich gleich ganze Heerscharen von sogenannten Berufs- und Karriereberatern. Deren Aussagen zusammengefasst ergibt sich dann nicht selten folgendes Bild. Also auf jeden Fall mal „kommunikativ“ und „aufgeschlossen“. „Teamfähig“ ist auch ganz wichtig. Und natürlich „dynamisch“ und „belastbar“. Eine Portion „Kreativität“ kann auch nicht schaden, wenn dann noch „Entscheidungsfreude“ und die „sympathische Ausstrahlung“ dazu kommen, kann gar nichts mehr schief gehen. Und wer nun doch das ein oder andere nicht in die Wiege gelegt bekam, der muss eben ins Seminar. Da kann man so was lernen und schon bald wird aus dem „blassen Buchhalter“ der „braun gebrannte dynamische Verkäufergigolo“, auf den die Welt gewartet hat.

Klar: So geht’s natürlich nicht. Erstens wird der „blasse Buchhaltertyp“ in so einem Seminar höchstens zu einem „etwas weniger blassen Buchhaltertyp“, zweitens (und das ist die viel spannendere Frage): Warum sollte eigentlich der Buchhalter zum Verkäufer umgepolt werden?

Doch erst mal ein Schritt zurück oder besser gesagt: In die Praxis und Realität. Zunächst der Blick auf die angeblich geforderten Eigenschaften im 21. Jahrhundert. Was würden wir wohl davon halten, wenn der Mann am Schalter in der Sparkasse die Auszahlung von unserem Konto „kreativ“ vornehmen würde. Also zum Beispiel mal etwas mehr, mal etwas weniger oder auch mal – ohne das wir es wollen – in einer fremden Währung? Oder würden wir uns wirklich wünschen, dass er sehr kommunikativ ist und vielleicht Abends am Stammtisch erzählt, wie dick das Minus auf unserem Konto ist?

Anderes Beispiel. Der Forscher in einem Entwicklungslabor der Pharmazie. Wie erforderlich ist es hier, kommunikativ und aufgeschlossen zu sein? An diesem Platz ist doch vermutlich kein „Verkäufertyp“ gefragt, der mit lockeren Sprüchen bei Kunden und Kollegen für gute Stimmung sorgt, sondern eher analytisches Denken und ein gewisser „Forscherdrang“. Auch der Konzert-Pianist sollte nicht durch lockere Sprüche und überzeugende Rhetorik auf sich aufmerksam machen und von sich überzeugen, sondern doch wohl eher durch fehlerfreies und ausdrucksstarkes Klavierspiel. Und dafür sind Ausdauer und Geduld im Üben der Finger erforderlich, keinesfalls aber Qualitäten eines Zehnkämpfers.

Beispiele, an denen deutlich wird, wie relativ gewisse Eigenschaften sind. Was für den einen Job dringend erforderlich ist, ist im anderen eher hinderlich. Und Adjektive wie „flexibel“, „dynamisch“ und „teamfähig“ sind sowieso nichts als leere Sprachhülsen. Zum einen behauptet jeder von sich, dass er genau über diese Eigenschaften verfüge, zum anderen sind sie zu wenig konkret, als dass sie wirklich etwas über den Bewerber verraten könnten. „Teamfähig“ ist grundsätzlich wohl jeder (denn jeder lebt ja als Mensch mit anderen Menschen zusammen), die Frage ist nur: Welche Rolle hat man in einem Team? Ist man Vordenker? Kritiker? Mitläufer? Skeptiker? Witzbold? Ähnliche Nachfragen erfordern die anderen Begriffe. Und wer zum Beispiel sehr „flexibel“ ist, ist vermutlich nach allen Seiten offen (und damit wohl nicht ganz dicht).


2 wichtige Dinge!

Wichtig bei der Berufswahl und der weiteren eigenen beruflichen Orientierung wäre es also, zwei Dinge zu erforschen:

1. Über welche Eigenschaften verfüge ich?
2. Welche Eigenschaften werden in dem Job benötigt, für den ich mich bewerbe?

Jemand, der eher zurückhaltend im Umgang mit anderen Menschen ist, gerne alleine seine Freizeit verbringt und sportlich nicht über den Heimtrainer hinauskommt, sollte sich auf keinen Fall als Animateur in einem Freizeitclub bewerben. Natürlich kann man vieles lernen und vieles verbessern, mehr als „durchschnittlich“ wird man aber vermutlich nie werden. Daher: Erster Schritt: Erkennen, welche Fähigkeiten man hat.

Fähigkeiten, nicht Un-fähigkeiten. Denn die meisten können relativ schnell sagen, was sie nicht können, nicht aber, was sie können. Die Auflistung von Unfähigkeiten bringt einem aber dem Traumjob keinen Zentimeter näher. Es sei denn, man ist in der Lage, diese anscheinend „negativen“ Eigenschaften positiv auszudrücken. Beispiel: Wer ungern mit anderen (im Team) arbeitet, ist nicht „teamunfähig“, sondern „selbständig“. Oder: Wer „zögerlich“ ist, zeigt nicht, dass er unentschieden ist oder keine Entschlusskraft hätte, sondern, dass er „kritisch prüft“ und „genauestens abwägt“.

Nachdem man sich seine Fähigkeiten bewusst gemacht hat, kommt der zweite Schritt: In einer Werbeagentur ist es sicherlich der Fall, dass man Menschen, die „genau abwägen“ und „kritisch prüfen“ nicht so gerne sieht. Hier hätte man dann eher „entscheidungsfreudige“ Menschen, die auch mal einen „Schnellschuss“ wagen. Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Schnellschuss ein „Schuss in den Ofen“ war. Jemandem, der als Buchhalter eines Unternehmens mehrere Millionen Mark verwaltet, sollte so etwas hingegen nicht passieren. Hier dann doch lieber wieder Menschen, die „kritisch prüfen“.

So gibt es letztlich keine negativen Eigenschaften. Es gibt nur Eigenschaften, die in dem einem Job benötigt werden und die in einem anderen eher hinderlich sind. Daher: Wer in der Lage ist, einen Job für sich zu entdecken, der genau die Eigenschaften fordert, über die man selbst verfügt, hat ihn im Grunde schon in der Tasche. Konkret: Ein Buchhalter, der Pferde in seiner Freizeit liebt, gerne reitet, könnte rein theoretisch in jeder Firma als Buchhalter arbeiten. Sehr große Chancen und gute Erfolge hätte er aber sicherlich als Buchhalter in einem Unternehmen, das mit Pferden zu tun hat. Also zum Beispiel einen großen Gestüt. Jemand, der gerne mit Holz und Metall umgeht (also Richtung Schreiner oder Schlosser) und dazu noch als Hobby die „Kirchenorgel“ für sich entdeckt hat, wird gute Chancen haben, wenn er sich als Orgelbauer bewirbt.



Nächsten Tipp lesen:
» Die Halbwertzeit von Traumjobs - Statik und Dynamik im Beruf

Über die Autoren:


Vogel & Detambel
coaching for executives
Lortzingstr. 7
65187 Wiesbaden
Kompetenz aus 25 Jahren Tätigkeit in den Bereichen Personalberatung und Executive Search (u.a. für Neumann International, Berndtson-Gruppe, Eurosearch-Gruppe, Knight-Wendling), Outplacementberatung seit 1994.
Besuchen Sie uns im Internet: https://www.vogel-detambel.de/
eMail: info@vogel-detambel.de


Zurück zur Übersicht