Ein Beitrag von Gitte Härter
Ich bin arbeitslos. Meine Firma hat mir gekündigt. Aus wirtschaftlichen Gründen. Jetzt muss ich mir was Neues suchen.
Wer arbeitslos ist – unabhängig davon, ob er seine letzte Stelle selbst gekündigt oder die Kündigung bekommen hat – hat eine Menge um die Ohren. Papierkram, wenn es um Arbeitslosengeld/die Gänge zum Arbeitsamt geht. Die Suche nach einer neuen Arbeit, das ganze Drumherum mit Bewerbungen und Vorstellungsterminen. Aber auch ganz persönlich belastet die Arbeitslosigkeit meistens. Eine Zwangspause, während der sich ständig die Unsicherheit meldet und sagt: Was ist, wenn Du keine neue Stelle bekommst? Was ist, wenn das Geld knapp wird?
Das Wichtigste: die finanzielle Lage checken
Eines der wichtigsten Dinge, die man als Arbeitsloser tun sollte, ist zunächst einmal, die eigene finanzielle Situation zu checken. Sich hinzusetzen und mal aufzuschreiben, welche Reserven man hat, was man zum Leben so braucht und wie lange man aushalten kann ohne Einkommen. Das ist bei manchen ein kurzer Zeitraum, bei anderen erstaunlich lange – aber egal wie das Bankkonto aussieht, ist es für viele gleichermaßen belastend. Also nicht denken, dass der mit hohem Kontostand lockerer mit der Arbeitslosigkeit umgeht. Stimmt nicht. Wenn also Kassensturz gemacht ist, kann man viel konkreter mit der Situation umgehen.
Als nächstes ist es wichtig, sich darüber zu informieren, welche Unterstützung man sonst bekommt. Also zum Arbeitsamt gehen und sich beraten lassen. Über mögliche neue Stellen, über eine Umschulung, über Arbeitslosengeld.
Hinweise gibt es auch unter arbeitsamt.de
Die Zeit planen und ausfüllen!
Abgesehen von den Rechten und Pflichten während der Zwangspause ist es auch wichtig, sich die viele Zeit, die man tagsüber plötzlich hat, einzuteilen und zu strukturieren. Und die eigene Moral hochzuhalten, sich zu motivieren. Das geht am besten, wenn man sich einen festen Tagesplan macht. Also zu einer bestimmten Zeit aufsteht (möglichst zu einer Zeit, zu der man auch aufstehen würde, wenn man in die Arbeit geht), sich herrichtet, frühstückt und dann entweder nach Stellen recherchiert (zuhause oder im Internetcafe am Computer oder in der Zeitung) oder auch in der freien Zeit was für die eigene Fortbildung tut. Wer nicht gleich einen Kurs belegen möchte, kann sich einen Bücherei-Ausweis holen. Oder irgendwo aushilfsweise arbeiten (aber bitte mit dem Arbeitsamt checken, wie die Bestimmungen sind – was man tun darf, wie es sich auf das Arbeitslosengeld auswirkt).
Sauer auf die alte Firma?
Besonders wer gekündigt wurde, hat oft einen Groll gegen die alte Firma, fühlt sich ungerecht behandelt. Da kommt man dann leicht ins Motzfahrwasser. Schimpft vor sich hin und vielleicht auch bei möglichen neuen Arbeitgebern, wenn im Gespräch die Frage nach der alten Firma auftaucht.
Wichtig ist es deshalb, sich mit dem Sauersein auseinander zu setzen und buchstäblich drüber wegzukommen. Also nicht wegzuschieben, sondern sich genau anzuschauen, was es ist – und egal, wie unfair es einem vorkommt, es zu verdauen. Hilft sowieso nichts, den Ärger hochzuhalten. Im Gegenteil: Es demotiviert und für das Umfeld ist eine Verbitterung spürbar, die vielleicht verständlich sein mag, aber trotzdem nicht für einen wirbt. Denn wer will gerne einen verbitterten neuen Mitarbeiter haben? Auch wenn es schwer fällt: In solchen Fällen hilft es, sich ganz bewusst Gedanken darüber zu machen, welche positiven Aspekte die Arbeitslosigkeit hat. Hier ein paar Anhaltspunkte:
- Ich kann meinem (Berufs-)Leben einen neuen Dreh geben und mir völlig neu überlegen, was ich gerne tun möchte, was ich kann und mich in eine neue Richtung orientieren.
- Aufgaben, die ich in der alten Firma nicht gern gemacht habe, bin ich los (unabhängig davon, dass es in jeder Stelle irgendeine ungeliebte Tätigkeit gibt, hebt es die Stimmung doch ungemein, wenn man etwas los ist, was man nicht gerne mochte).
- Durch den (erzwungenen) Tapetenwechsel bekomme ich neue Impulse und lerne neue Leute kennen.
- Neue Herausforderungen kommen auf mich zu, die Arbeit ist anders gestaltet.
In dieser Richtung geht’s weiter: Alles, was einem dazu einfällt, möglichst konkret, möglichst schriftlich. Und am besten an die Wand hängen und ergänzen, wenn einem wieder was einfällt.
Ist das nicht Zweckoptimismus, höre ich die Skeptiker fragen. Was soll denn dieses Wort genau bedeuten, ist die Antwort. Es geht darum, aus einer Situation das Beste zu machen. Und bei jeder Erfahrung – ob beruflich oder privat – gibt es immer zwei Seiten der Medaille. Die Seite, die man als negativ ansieht, und eine positive. Es entstehen einfach neue Chancen.
Änderungen im Leben, solche die man selbst herbeiführt, und auch solche, die einem aufgedrückt werden, verändern das ganze Leben. Kleiner Ausflug ins Privatleben. Wenn man einen Partner hat und der verlässt einen, ist erst alles ganz furchtbar. Man denkt, dass man nie mehr jemand neuen kennenlernt oder so lieben kann. Und später, mit einem neuen Partner, ist man auf einmal happy über die Entwicklung: Denn wenn vorher die Trennung nicht gewesen wäre, wäre das Neue nicht möglich geworden.
Die Einstellung "Wer weiß, wozu’s gut ist" bringt’s. Denn sie lässt von Haus aus auch die neuen Möglichkeiten zu und macht neugierig auf das, was kommt.
Über die Autorin:
(c) Gitte Härter
eMail: objektiv@selbstmarketing.de
Gitte Härter war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin. Außerdem hat sie über zwei Dutzend Ratgeber veröffentlicht: https://www.schreibnudel.de .
Gemeinsam mit Christine Öttl hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.
Link zum Buch: