Ein Beitrag von der Redaktion
Was tun Verpackungsingenieure?
Wie verpackt man ein Produkt so, dass es die Ware schützt, praktisch im Transport und der Lagerung ist und zudem noch den Verbraucher dazu animiert, genau dieses Produkt zwischen vielen anderen im Supermarkt aus dem Regal in den Einkaufswagen zu legen?
Genau diese Überlegungen stellt sich ein Verpackungsingenieur zu Beginn seiner Arbeit. Im Zeitalter der Globalisierung ist die Verpackung immer mehr in den Vordergrund gerückt. Hat das Produkt doch heute ehe der Verbraucher es in der Hand hält weitaus mehr Kilometer zurückgelegt als noch vor 20 Jahren. Die Qualitätsanforderungen sind indes nicht weniger geworden - selbstverständlich soll auch heute das Produkt so frisch wie eh und je sein und dabei noch so bunt und ansprechend aussehen wie die bunte Multimediawelt aus Fernsehen und Internet. Verpackung wird zunehmend nicht mehr bloß als notwendiges Übel verstanden, sondern als integrativer Bestandteil der zum Produkt gehört. Produkt und Verpackung steigern gegenseitig ihren Wert. So transportiert die Verpackung Lebensgefühl, Spaß und Wertvorstellungen - auch in puncto Umwelt. Dies führt zu einer immer neueren Entwicklung unterschiedlichster Verpackungen - Kunststoffe, Faserstoffe, Gummi, Glas, Aluminium, Metall alles ist machbar und dies möglichst im kreativen Hightech-Design. Fazit: Es gibt viel zu tun für Verpackungsingenieure!
Verpackungsingenieure haben ein vielfältiges und anspruchsvolles Arbeitsgebiet, denn es gibt kein Produkt, das nicht verpackt werden müsste: Selbst Kiwis und Bananen brauchen noch eine geeignete Kiste um von A nach B zu gelangen. Im Alltag nehmen wir vor lauter Überfluß die Verpackung gar nicht mehr war, noch weniger die Ingenieure die unsere Verpackungen entwerfen und entwickeln. Entwicklung heißt Mitarbeit von Anfang an. So werden Vor- und Nachteile von Verpackungen und deren Herstellung bereits im Vorfeld in Zusammenarbeit mit der Marketing- und der Vertriebs-Abteilung analysiert. Die Anforderungen können je nach Produkt sehr unterschiedlich ausfallen. So ist die Planung für die Verpackung von sterilen Medikamenten, welche in weitentfernte Krisenregionen befördert werden sollen weitaus aufwendiger als die einer hübsch bedruckten Plastiktüte.
Viele unterschiedliche Kriterien, wie z.B. Schutz, Transport- und Lagerfähigkeit, ökologische Verträglichkeit, Handhabung, Kosten und natürlich Design müssen hierbei parallel vom Verpackungsingenieur beachtet werden. Besonders in den Vordergrund gerückt ist in den vergangenen Jahren die Diskussion der Umweltverträglichkeit von Verpackungen. Durch bewussteres Verbraucherverhalten besonders in Deutschland hat es die Industrie nicht leicht gehabt und neue Wege mittels umweltverträglicher Verpackungen gehen müssen.
Mit Handwerk haben industrielle Verpackungen nichts gemein, dass sie keine Einzelstücke sind versteht sich von selbst. Jede einzelne Verpackung ist maschinell in Massenproduktion gefertigt. Zur Produktion werden deshalb verschiedenste Maschinen benötigt. Handelt es sich nicht um äußerst komplizierte Maschinen für welche man die Hilfe eines Maschinenbauingenieurs braucht, so kann auch schon mal der Verpackungsingenieur die geeignete Maschine konstruieren.
Die Tätigkeitsfelder der Verpackungstechnik sind also breit gefächert. Verpackungsingenieure findet man in vielen Branchen, vor allem in der Verpackungsmittelindustrie. Dort sind sie in vielen Bereichen tätig, je nachdem wie sie sich spezialisiert haben. Bei Packmittelherstellern arbeiten sie sowohl in der Forschung, Entwicklung und Produktion als auch in der Kundenbetreuung bis hin zum Key-Account Manager. Bei den abpackenden Betrieben sind sie vor allem im Einkauf, in der Qualitätskontrolle, im Produktmanagement oder im Marketing tätig. Aber auch im Lager- und Versandhandel, bei Recyclingunternehmen, im Nahrungsmittel- und Genußmittelgewerbe, bei Pharma-, Kosmetik- und sonstigen Unternehmen, die Verpackungen benötigen bzw. herstellen sowie im Gebiet des Umweltschutzes und der Verpackungsmittelforschung finden Verpackungsingenieure einen interessanten Arbeitsplatz.
Wie werde ich Verpackungsingenieur/in?
Der Beruf des Verpackungsingenieurs erfordert das Studium an einer Fachhochschule oder Universität, setzt also zumindest einen Fachhochschulabschluß voraus. Anfang der 80er Jahre wurde dieser noch recht junge Studiengang Verpackungstechnik in Deutschland eingeführt. Trotz wachsenden Interesses an dem Studiengang Verpackungstechnik gibt es in Deutschland nur ein begrenztes Angebot. Zur Zeit bieten die Technische Fachhochschule Berlin (http://www.tfh-berlin.de ), die Hochschule für Druck und Medien Stuttgart (http://www.hdm-stuttgart.de ) und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (http://www.htwk-leipzig.de ) den Studiengang Verpackungstechnik an. Eine wohl weltweit einzigartige Besonderheit ist die enge Zusammenarbeit mit der Drucktechnik auf dem Gebiet des Verpackungsdrucks an der Hochschule für Druck und Medien Stuttgart.
Wie der spätere Beruf so ist auch die Ausbildung an den (Fach-) Hochschulen vielseitig gestaltet. Erlernt werden zuerst Kenntnisse in Grundlagenfächern wie Mathematik, Physik, Chemie, Informatik und Betriebswirtschaft, später dann auch Kenntnisse über die verschiedenen Werk- und Packstoffe von der Herstellung über Verarbeitungstechniken, Gestaltung, Drucktechniken, Verpackungsprüfung, Rechtsvorschriften, Logistik und Recycling. Mit den erforderlichen Praktikas dauert das Studium an der FH oder Universität 4-5 Jahre.
Doch muß es nicht immer unbedingt der Studiengang Verpackungstechnik sein, in welchem man das nötige Know How erlernt. Auch mit ähnlichen Studiengängen, wie z.B. der Verfahrenstechnik Papier - Kunststoff der Fachhochschule München (http://www.fh-muenchen.de ), hat man die Möglichkeit in den Beruf des Verpackungsingenieurs reinzurutschen. So ähneln z.B. auch die Studiengänge Papiertechnik, Lebensmitteltechnik, Lebensmitteltechnologie und Logistik in weiten Gebieten der Verpackungstechnik. Mit entsprechenden Zusatzqualifikationen ist der Einstieg also auch auf diesem Wege möglich.
In der Schweiz ist es leider zur Zeit nicht möglich, sich zum/zur IngenieurIn Verpackungstechnik ausbilden zu lassen. Interessenten wird empfohlen, im nahen Ausland zu studieren.
Voraussetzungen
Für alle Ingenieurberufe gilt, dass ein Interesse für Technik und Naturwissenschaften wie Physik und Chemie auf keinen Fall fehlen darf. So wird von Ingenieuren ein exaktes Arbeiten, innovatives und vernetztes Denken, zielgerichtetes Handeln und auch Teamfähigkeit verlangt. Für die Verpackungstechnik sollte man zudem verstärkt Interesse für Wirtschaft, Umwelt und Qualität mitbringen. Wie für alle Berufe so gilt auch hier, dass der Umgang mit Computer aufgrund umfassenden Einsatz im Studium und später im Beruf dem Verpackungsingenieur keine Probleme bereiten darf.
Weiterbildungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven
Weiterbildungsmöglichkeiten
Weiterbildungsmöglichkeiten bieten sich in der Form von Seminaren, Tagungen sowie durch aufbauende Studiengänge an. So kann man sich lediglich in seinem Fachgebiet fortbilden lassen um auf dem laufenden zu sein oder sich spezialisieren. Je mehr man an Fachwissen vorweisen kann so leichter wird der Aufstieg. In oberen Positionen sind Verpackungsingenieure häufig als Produktionsleiter/in, Geschäftsführer/in oder als Unternehmer/in anzutreffen. Die Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten werden von allen Seiten als sehr gut bewertet.
Bereits erlernte Verpackungsmittelmechaniker/innen haben die Möglichkeit sich zum Verpackungsingenieur/in weiterbilden zu lassen.
Zukunftsperspektiven
Globalisierung der Märkte bedeutet vor allem, dass immer mehr Waren, die es auf der Welt zu erwerben gibt, weite Strecken zurückgelegt haben. Das Internet hat E-Commerce hervorgebracht, wodurch es dem Käufer keine Schwierigkeiten mehr bereitet Waren direkt in Amerika oder Japan zu erwerben. Zugleich ist in zahlreichen Ländern die Produkthaftung erheblich verschärft worden. Dies sind die Hauptfaktoren, welche zu einer Veränderung des Verbraucherverhaltens beigetragen haben. Wer sein Produkt nach den gleichen Maßstäben wie vor 20 Jahren verkauft, wird es schwer haben in der neuen Wirtschaftswelt.
Ebenso wie Unternehmen heutzutage IT-Fachkräfte benötigen um mit dem Wandel in der Wirtschaft Schritt zu halten, so benötigt vor allem die Verpackungsmittelindustrie Ingenieure um neue Entwicklungen voranzutreiben. Sah man die Zukunft, als vor ein paar Jahren die Diskussion um Umweltverträglichkeit von Verpackungen anfing nicht ganz so rosig, so hat sich hieraus doch gerade mit der Umgestaltung der traditionellen Produktion ein Auftrieb der Branche ergeben. Dies zeigt sich auch daran, dass der Bedarf an Fachleuten seit Jahren nicht gedeckt werden kann, ein Blick auf die Vielzahl von Stellenanzeigen bestätigt dies. Zusätzlich wird in den nächsten fünf Jahren ein Generationswechsel zu erwartenden sein.
Verpackungsingenieure werden also heute mehr denn je benötigt um die anstehenden Umwälzungen in der Industrie mit zu gestalten. Die Chancen und Zukunftsaussichten für Absolventen des Studienfaches Verpackungstechnik schätzen sowohl Prof. Dr. Eugen Herzau von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig als auch eine Studie vom Deutschen Verpackungsinstitut e.V. (DVI) und dem Bund Deutscher Verpackungsingenieure e.V. (BDVI) als sehr gut ein: http://www.verpackung.org/info/Berufsaus.php3 .
Weitere Informationen
Wen die konkreten Arbeitsaufgaben und Anforderungen eines Verpackungsingenieurs in der abfüllenden Industrie interessiert sollte einen Blick auf die Website von L´Oréal (http://www.loreal.de ) werfen.
Weiterführende Informationen rund um das Thema Verpackung finden sich auf der gemeinsamen Internetseite vom Deutschen Verpackungsinstitut e.V. (DVI) und dem Bund Deutscher Verpackungsingenieure e.V. (BDVI): http://www.verpackung.org .
Hochschulen und Fachhochschulen:
Fachhochschule Stuttgart Hochschule für Druck und Medien
Studiengang Drucktechnik
Nobelstraße 10
70569 Stuttgart
Tel.:0711/685-6633
Fax: 0711/685-6650
Internet: http://www.hdm-stuttgart.de
Technische Fachhochschule Berlin
Fachbereich V Studiengang Verpackungstechnik
Kurfürstenstraße 141
10785 Berlin
Tel.: 030/4504-4122
Fax: 030/4504-4142
Internet: http://www.tfh-berlin.de
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Fachbereich Polygrafische Technik
Postfach 300066
04251 Leipzig
Tel.: 0341/307-60
Fax: 0341/307-6456
Internet: http://www.htwk-leipzig.de
Fachhochschule München
Fachbereich 05
Lothstr. 34
80335 München
Internet: http://www.fh-muenchen.de
Ingenieurschule für Papier- und Verpackungstechnik
Darwinstr. 1-2
04600 Altenburg