Autorenbild Gitte HärterTipps und Hilfe zur Bewerbung

Bewerben in fortgeschrittenem Alter

Ein Beitrag von Gitte Härter

Bisschen komischer Titel, ich weiß – er trifft aber die Sache genau. Denn das Alter ist natürlich ein Thema bei Bewerbungen, da machen wir uns mal nichts vor. Das heißt aber nicht, dass Bewerber nur aufgrund ihres Alters keinerlei Chancen mehr haben – es heißt jedoch auf jeden Fall, dass sie einen etwas längeren Atem brauchen.

Die beiden größten Fehler, die Bewerber in fortgeschrittenem Alter machen, sind:

1. sich genauso zu bewerben wie alle anderen und so zu tun, als ob das Alter kein Thema wäre

2. ihr Alter total in den Mittelpunkt zu rücken und sich fast schon dafür zu entschuldigen


Wichtig ist, dass Sie pro-aktiv mit Ihrem Alter umgehen: Es erwähnen – denn es ist nunmal ein Thema für viele Unternehmen – es aber auch als Vorteil und Argument für sich selbst nutzen.

Pro-aktiv mit Ihrem Alter umgehen

Je älter Sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass das bestehende Team jünger ist als Sie. Das führt mitunter zu Vorbehalten gegenüber älteren Kandidaten. Der Grund: Verunsicherung. Fragen wie "Passt ein älterer Bewerber ins Team?", "Kann ich als Chef mit jemandem umgehen, der mein Vater sein könnte?", "Lässt er sich überhaupt was sagen (von jemandem, der jünger ist)?", "Ist er flexibel genug?", "Ist er am Ende dauernd krank?" und und und

Klar passen diese Beispielfragen im Kern auf jeden Bewerber – auch auf jüngere. Im konkreten Fall rückt allerdings der Altersunterschied verstärkt ins Bewusstsein des Personalentscheiders.

Was Sie tun können:

Nehmen Sie mögliche Fragen/Vorbehalte vorweg und gehen Sie aktiv darauf ein. Stellen Sie sich als Person in den Vordergrund. – Auch, aber nicht nur mit Ihrer fachlichen Kompetenz.

Tipp: Schreiben Sie sich mal alles auf, was Ihnen an möglichen "Alters-Fragen" und Vorbehalten einfällt, und gehen diese systematisch für sich durch. – Wie würden Sie die einzelnen Fragen beantworten? Wie können Sie Aspekte in Ihre Bewerbung einfließen lassen, um mögliche Vorbehalte aufzulösen?

Nutzen Sie außerdem Ihr Alter als positives Argument: Die Gefahr, dass Sie in Ihrem Alter noch "job hopping" betreiben, ist wohl nicht gegeben – die Lebenserfahrung/Berufserfahrung, die Sie mitbringen, kann das Unternehmen positiv für sich nutzen.

Wichtig ist jedoch:

a) Machen Sie keine Romane draus. Die von mir angesprochenen Punkte lassen sich durchaus auch unterschwellig rüberbringen – durch Wort- und Satzwahl, durch die Eigenpräsentation – nicht nur, indem alles Wort für Wort erklärt wird.

b) Erwecken Sie bitte keinesfalls den Eindruck von "mit jedem zusätzlichen Lebensjahr wird man automatisch schlauer".

Gehaltswunsch angeben

Selbst wenn es nicht in der Stellenausschreibung angegeben ist, möchte ich Ihnen raten, Ihren Gehaltswunsch mit anzugeben. Gerade Bewerber, die etwas älter sind, haben natürlich auch häufig höhere Gehaltsvorstellungen: Klar, ist ja auch ein Unterschied, ob man schon mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung hat oder Berufsanfänger ist.

Viele Unternehmen, gerade solche, die ein junges Team beschäftigen, haben bei älteren Bewerbern häufig auch die Scheu, dass sie sich das Gehalt nicht leisten können. Deshalb ist es gut, von vornherein Ihre Erwartungen anzugeben.

Nicht selbst nur aufs Alter fixiert sein

Auch für Sie selbst ist wichtig: Nicht aufs Alter fixiert sein!

Ältere Bewerber lähmen sich und ihren Erfolg bei Bewerbungen nicht selten selbst, und zwar weil sie ihr Alter als "Makel" und unüberwindbares Hindernis sehen. Die Motivation sich zu bewerben ist deshalb schon von vornherein nicht besonders groß. Und, wie bereits angesprochen, sind sie häufig sehr defensiv. Wenn dann die ersten Absagen kommen, wird das meist einzig und allein aufs Alter geschoben. Das verstellt allerdings den Blick auf die gesamte Situation.

Die wenigsten Bewerbungen – völlig unabhängig vom Alter der Bewerber – sind sofort von Erfolg gekrönt. Sie müssen mit einer ganzen Reihe von Absagen rechnen und sollten sich nicht gleich beunruhigen lassen(auch wenn es frustrierend ist).

Schon wieder eine Absage?

Sofern Sie immer wieder Absagen erhalten, sehen Sie Ihre gesamte Bewerbungssituation einmal näher an und klopfen Sie sie kritisch ab. So können Sie Ihre Bewerbung objektiv und konstruktiv betrachten und optimieren.

Ein paar Stichpunkte dazu:

Die Selbstdarstellung betrachten: gesamte Unterlagen und vor allen Dingen das Anschreiben
Ist Ihr Anschreiben individuell verfasst? Geht es auf die Stelle/das Unternehmen ein? Verrät es etwas über Sie und macht es den Leser neugierig darauf, Sie persönlich kennenzulernen? Sind Ihre Unterlagen vollständig? etc.

Auf welche Stellen bewerben Sie sich?
Passt Ihr Profil überhaupt auf die Stelle, passen Sie persönlich zu den Unternehmen (soweit Sie das anhand der Stellenausschreibung beurteilen können)? etc.

Auf welchem Weg bewerben sie sich (Initiativbewerbung, Anzeigen, Internet ...)
Schöpfen Sie die verschiedenen Möglichkeiten, an eine Stelle zu kommen, aus? Zum Beispiel: Stellenausschreibungen (Print/Internet), eigenes Stellengesuch aufgeben, Initiativbewerbungen, Online-Stellenbörsen (eigene Recherche und Gesuch aufgeben), Direktkontakt auf Veranstaltungen, klar, auch das Arbeitsamt, Personalvermittler (obwohl letztere leider meist selbst ein Problem mit älteren Bewerbern haben), Zeitarbeit, das detaillierte Streuen im Bekanntenkreis, dass und was genau Sie suchen, und und und

Was Sie noch tun können

Probearbeit anbieten – als Projektmitarbeiter mitmachen

Haben Sie schon einmal daran gedacht, Probearbeit anzubieten? Eine oder mehrere Wochen kostenfrei oder gegen geringes Entgelt bei einer Firma zu arbeiten? So geht das Unternehmen keinerlei Risiko ein – und für Sie selbst lohnt sich dieser Einsatz allemal!

Oder sich nicht gleich als fester Angestellter zu bewerben – sondern sich als Projektmitarbeiter anzubieten ... natürlich von vornherein Ihr Ziel einer Festanstellung mit dem Unternehmen zu besprechen.

(Sofern Sie Arbeitslosengeld beziehen, besprechen Sie bitte mit Ihrem Berater beim Arbeitsamt, was Sie tun dürfen – und was nicht. Je nachdem, wie lange Sie bereits arbeitssuchend sind, gibt es auch Programme des Arbeitsamtes: Einen Teil Ihres Gehaltes übernimmt das Unternehmen, einen Teil steuert das Arbeitsamt bei.


> freie Mitarbeit

Auch das ist eine Alternative zur Arbeitslosigkeit: als freier Mitarbeiter tätig werden.



Nächsten Tipp lesen:
» Bewerbung: zusagen oder hinhalten?

Über die Autorin:


(c) Gitte Härter
eMail: objektiv@selbstmarketing.de

Gitte Härter war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin. Außerdem hat sie über zwei Dutzend Ratgeber veröffentlicht: https://www.schreibnudel.de .

Gemeinsam mit Christine Öttl hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.


Link zum Buch:


Schriftliche Bewerbung: Mit Profil zum Erfolg. Anschreiben perfekt formuliert. Vom Kurz-Profil bis zur Online-Bewerbung. Mit Bewerbungsmappen-Check


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