Ein Beitrag von Christine Öttl
Wie man die eigene Arbeit beurteilt und als wie sinnvoll man sie erachtet, ist von zentraler Bedeutung. Denn das wirkt sich darauf aus, wie gut man sich selbst motivieren kann, mit wie viel Elan man seine Aufgaben erledigt und wie zufrieden man ist.
Die Arbeit macht umso mehr Sinn (und damit auch Spaß), je "wichtiger", anerkannter und besser bezahlt sie ist: Diese Meinung ist weit verbreitet. In Wirklichkeit stellen sich Sinn und Spaß keineswegs automatisch ein, sondern hängen viel stärker mit der Einstellung der Person zusammen als mit der Art der Arbeit, der Position in der Hierarchie und der Höhe des Gehaltes. So gibt es Menschen in sehr einflussreichen und hohen Positionen, die ihre Arbeit als wenig sinnvoll betrachten, sich nur schwer motivieren können oder gar an allem zweifeln. Und es gibt Menschen mit weniger attraktiven Aufgaben, die ihre Arbeit als wertvoll ansehen und sie immer wieder voller Engagement erfüllen. Das zeigen Studien und das kann man auch selbst beobachten - an sich selbst und an anderen Leuten.
Wichtig: Ihre Einstellung zählt!
Ausschlaggebend dafür, wie viel Sinn Ihre Arbeit für Sie selbst macht, ist nicht die Meinung anderer Leute, sondern Ihre eigene. Nur wenn Sie selbst wenig Sinn in Ihren Aufgaben sehen oder denken, dass es auf Sie und Ihren Beitrag sowieso nicht ankommt, kann die Meinung anderer Sie negativ beeinflussen und demotivieren. Wenn Sie dagegen selbst davon überzeugt sind, einen wichtigen Beitrag zu leisten und einen guten Job zu machen, passiert Ihnen das nicht so leicht.
Es lohnt sich, immer wieder über die eigene Arbeit nachzudenken und sich klar zu machen, inwiefern sie sinnvoll ist - für einen selbst und für andere. Denn davon hängt ganz wesentlich ab, wie gut Sie sich selbst motivieren können, wie Sie Ihren Platz ausfüllen und in welcher Stimmung Sie sind.
Wie denken und reden Sie über Ihre Arbeit?
Sie können darüber nachdenken und sich selbst beobachten, wie Sie mit anderen über Ihre Arbeit sprechen. Manche Menschen sagen hauptsächlich Dinge wie "Ich bin nur ein einfacher Sachbearbeiter! Heute habe ich schon wieder den halben Tag nur Ablage gemacht." Andere äußern sich ganz anders: "Ich bin Krankenschwester. Ja, meine Arbeit ist anstrengend und oft aufreibend. Aber ich mache sie gerne, weil ich Menschen wirklich helfen kann."
Überlegen Sie:
- Wie denken und sprechen Sie über Ihre Arbeit?
- Wie wirken sich Ihre Gedanken und Aussagen auf Sie aus? Beflügeln Sie sich dadurch oder ziehen Sie sich selbst runter?
Was machen Sie eigentlich?
Es ist sehr hilfreich, in einem Satz zusammenzufassen, was Sie machen. Bitte lassen Sie mal folgende zwei Varianten auf sich wirken:
1. Ich sitze am Computer und mache eine Buchung nach der anderen.
2. Ich sorge dafür, dass alles richtig und rechtzeitig gebucht wird, damit die Buchhaltung reibungslos läuft.
Die erste Aussage ist ziemlich nüchtern, beschränkt sich auf die Routine und lässt keinen Sinn hinter den immer gleichen Tätigkeiten erkennen. Selbst wenn man gerne administrative Arbeiten erledigt, nimmt einem ein solcher Satz den Wind ziemlich aus den Segeln.
Die zweite Aussage stellt den tieferen Sinn hinter den Tätigkeiten in den Mittelpunkt und zeigt ihre Bedeutung und ihren Sinn auf. Das rückt die Arbeit in ein ganz anderes Licht und beflügelt.
Tipp: "Mission" statt trockener Aufgaben
Versuchen Sie es: Formulieren Sie Ihre "Mission" in einem Satz, anstatt nur trocken und nüchtern Ihre Hauptaktivitäten aufzulisten.
Das ist übrigens auch eine gute Vorbereitung für Gespräche mit Ihrem Vorgesetzten: Denn wenn Sie selbst Ihren Beitrag besser erkennen und wertschätzen, können Sie in eigener Sache viel souveräner auftreten und sich beispielsweise in Gehaltsverhandlungen besser bewähren.
Wie hängt Ihre Arbeit mit der anderer zusammen?
Um dem Sinn der eigenen Arbeit auf den Grund zu gehen, kann es sehr hilfreich und sinnvoll sein, die Zusammenhänge zu erkennen und mehr Klarheit über den eigenen Anteil am Ganzen zu gewinnen.
Überlegen Sie sich:
- Wie hängt meine Arbeit mit der Arbeit anderer zusammen?
- Wie wirkt es sich aus - und auf wen, wenn ich meinen Job gut mache?
- Wie wirkt es sich aus - und auf wen, wenn ich meinen Job schlecht mache?
Denken Sie an alle, die irgendwie von Ihrer Arbeit betroffen sind: Kollegen, Kunden, Patienten, Vorgesetzte usw.
Tipp: sich in die Situation der "Empfänger" versetzen
Es kann sehr aufschlussreich sein, die Perspektive zu wechseln und sich in die Situation einer Person zu versetzen, die von Ihrer Arbeit betroffen ist. Denn aus deren Sicht macht Ihre Arbeit immer Sinn und kommt es sehr stark darauf an, wie gut Sie sie erledigen.
Egal ob es der Zahnarzt ist, der seine Patienten sorgfältig und einfühlsam behandelt, der Sachbearbeiter, der die Anliegen seiner Kunden ernst nimmt und sich freundlich darum kümmert, oder die Reinigungskräfte, die gut und zuverlässig reinigen: Für mich als "Empfänger" der Dienstleistung/des Produktes macht die jeweilige Arbeit der anderen sehr viel Sinn.
Bitte machen Sie sich klar, dass sich Ihre Gedanken und Überzeugungen nicht nur auf Sie selbst und Ihre Lebensqualität auswirken, sondern auch auf Ihr Umfeld. Wie viel Sinn Sie in Ihrer Arbeit sehen und wie gut und mit welchem Gesicht Sie sie deshalb erledigen, bleibt ja den Vorgesetzten und Kollegen nicht verborgen. Und das spielt eine große Rolle dafür, welches Image Sie haben, wie gerne man mit Ihnen zu tun hat und was man Ihnen zutraut.
Über die Autorin:
(c) Christine Öttl, objektiv. Management & Lebensqualität
eMail: objektiv@selbstmarketing.de
Christine Öttl war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin mit Schwerpunkt Bewerbung. Gemeinsam mit Gitte Härter hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.
Link zum Buch: