Ein Beitrag von Christine Öttl
Was für Kommunikation im Allgemeinen gilt, gilt natürlich auch für Ausnahmesituationen wie Bewerbungsgespräche: Wichtig ist nicht nur das, was man inhaltlich sagt, sondern auch das, was man über Körperhaltung, Mimik und Gestik mitteilt.
Es ist sehr hilfreich, auf den eigenen Körper zu achten und ihn bewusst einzusetzen, um sich selbst gut zu fühlen und eine positive Beziehung zum Gegenüber aufzubauen.
Wichtig: sich nicht verstellen!
Immer wieder fragen ruhige und eher zurückhaltende Leute nach, welche körpersprachlichen Tricks es gibt, um extravertierter zu wirken. Keine Frage: Es ist sehr sinnvoll, sich selbst zu verbessern und auch die Körpersprache bewusst einzusetzen, um sich ins rechte Licht zu rücken. Wohlgemerkt: ins rechte Licht. Es sollte nicht darum gehen, sich zu verstellen und ein ganz anderes Bild von sich selbst zu vermitteln. Denn das hat beispielsweise folgende Nachteile:
- Man setzt sich so selbst unter enormen Druck und muss sich während des gesamten Gespräches darauf konzentrieren, eine bestimmte Fassade aufrechtzuerhalten: Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich angesichts dieses Stresses auf einen echten Dialog einlassen kann, locker und souverän rüberkommt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt, ist ziemlich gering.
- Die meisten Menschen, vor allem natürlich gute Personalentscheider, merken ziemlich schnell, wenn sich jemand verstellt. Das kann zur Folge haben, dass man im Gespräch selbst in die Bredouille gerät, weil der Interviewer intensiver nachfragt und einen unter Druck setzt, um doch noch an die "wahre Persönlichkeit" heranzukommen. Oder dass man nicht in die engere Wahl kommt, weil der Gesprächspartner einen schwammigen Eindruck gewonnen und das Gefühl hat, dass mit dem Bewerber "etwas nicht stimmt".
Stärken Sie sich selbst!
Viel besser und sinnvoller ist es, sich selbst zu stärken, indem man bewusst auf den eigenen Körper achtet und ihn einsetzt, um möglichst schnell ruhig zu werden und locker zu sein: Das sind - wenn Sie sich inhaltlich gut vorbereitet haben - die besten Voraussetzungen, um das Gespräch positiv und souverän zu meistern. Sie können beispielsweise:
- bewusst Bodenkontakt halten
Während Sie auf das Gespräch warten und dann in den ersten Minuten des Interviews, in denen die Nervosität meistens am größten ist, können Sie bewusst beide Füße auf dem Boden halten und sich so "erden". Das hilft Ihnen dabei, schneller ruhig und innerlich sicherer zu werden.
- aufrechte und offene Körperhaltung
Achten Sie - sowohl im Stehen als auch im Sitzen darauf, dass Sie nicht in sich zusammensacken und die Schultern nach vorne unten ziehen. Am besten konzentrieren Sie sich auf Ihre Schulterblätter (ziehen Sie diese bewusst nach unten) und darauf, sich Ihrem Gesprächspartner offen zuzuwenden. Das beeinflusst sowohl Ihr Körpergefühl als auch Ihr Auftreten und damit Ihre Wirkung.
- aktiv die Hand geben
Bauen Sie zu Ihrem Gesprächspartner von Anfang an eine Beziehung auf, indem Sie ihm bewusst die Hand geben, dabei in die Augen gucken und den Händedruck wohl dosieren - weder schlaff noch zu stark.
Tipp: Keine Sorge: Wenn Sie schweißnasse Hände haben, brauchen Sie sich nicht schämen oder sich innerlich unter Druck zu setzen. Denn diese unbewusste und nicht zu kontrollierende Körperreaktion ist ganz normal - und sie lässt sich nicht verstecken. Wenn Sie möchten, können Sie das Thema direkt ansprechen, beispielsweise so: "Guten Tag, Herr/Frau XY. Tut mir Leid, dass meine Hand nicht gerade taufrisch ist. Aber ich bin etwas aufgeregt, wie Sie sich vorstellen können."
- Augenkontakt halten und nonverbale Signale geben
Sehen Sie Ihrem Gesprächspartner immer wieder in die Augen und bauen Sie auch über diesen Weg einen Kontakt zu ihm auf. Zeigen Sie immer mal wieder, dass Sie präsent sind und aktiv bei der Sache. Sie können zustimmend nicken, fragend gucken usw. So beleben Sie das Gespräch und machen es sich auch selbst leichter, konzentriert und interessiert dabeizubleiben.
Tipp: Wenn man über ein Thema spricht, das man mag oder einem wichtig ist, wird man automatisch lockerer und lebendiger. Nutzen Sie die verschiedenen Chancen im Laufe des Gespräches, um über sich und Ihnen wichtige Dinge zu erzählen - nicht nur, um Ihrem Gesprächspartner inhaltlich Interessantes mitzuteilen, sondern auch, um sich selbst in Fahrt zu bringen und gut zu fühlen.
Die Körpersprache lässt sich nur zum Teil aktiv und bewusst steuern!
Auch wenn Sie sehr aktiv auf sich achten und Ihre Körpersprache bewusst einsetzen, haben Sie noch lange nicht alles im Griff, was Sie nonverbal mitteilen.
Wenn Sie sich beispielsweise auf bestimmte Fragen nicht vorbereitet haben, nur wenig Lust auf eine kurze Selbstpräsentation haben oder genervt sind, weil der Interviewer genau die gleichen Dinge wissen will wie der von letzter Woche, dann wird sich das irgendwie in Ihrem Körper und Gesicht niederschlagen. Aus diesem Grunde sind folgende Dinge so wichtig, um in einem Bewerbungsgespräch auf ganzer Linie zu überzeugen:
- eine gute und intensive Vorbereitung
- eine positive Einstellung zu sich selbst
- eine positive Einstellung zum Gespräch an sich
- eine positive Einstellung zum Interviewer
Dann brauchen Sie nicht besonders intensiv auf Ihre Körpersprache zu achten, da Sie im Einklang mit sich selbst sind und es nicht nötig haben, sich und Ihren Körper zu kontrollieren und zu steuern - abgesehen vom Beginn des Gespräches, um schnell ruhig zu werden.
Über die Autorin:
(c) Christine Öttl, objektiv. Management & Lebensqualität
eMail: objektiv@selbstmarketing.de
Christine Öttl war selbst Führungskraft und viele Jahre Coach und Trainerin mit Schwerpunkt Bewerbung. Gemeinsam mit Gitte Härter hat sie unter anderem zahlreiche Bewerbungsratgeber veröffentlicht.
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