Autorenbild Gerhard ReichelTipps zu Karriere & Beruf

Nicht auf den Mund gefallen…
Wertvolle Rhetorik-Tipps für Young-Professionals

Ein Beitrag von Gerhard Reichel

Wer reden kann, erreicht im Leben einfach mehr. Ob in ganz normalen Gesprächen, in Verhandlungssituationen, bei einer Präsentation oder sogar einem Vortrag vor einem größeren Publikum. Menschen, die wissen, was sie wollen, erzielen Wirkung auf andere, machen ihren Einfluss geltend - und das oft mit der Macht von Worten. Menschen hingegen, die eher zögerlich sind, haben es meist auch schwieriger, Kontakt zu ihren Ge-sprächspartnern bzw. Zuhörern aufzubauen, Vertrauen zu gewinnen, zu überzeugen, zu begeistern. Wer bereits in jungen Jahren anfängt, Rhetorik zu trainieren, d. h. sich auch einmal zu Wort zu melden - ob nun im kleinen oder im größeren Kreis – schafft eine wundervolle Basis, gewinnt an Selbstvertrauen und schult die persönliche Ausstrahlungskraft.

Merk-würdig = des Merkens wert

Wenn Sie sich vom Durchschnitt abheben wollen, wenn Sie wollen, dass man auf Sie aufmerksam wird, dann müssen Sie sich „merk“-würdig verhalten. „Merk“-würdig im besten Sinn des Wortes: des Merkens wert! Menschen mit einem wirklich guten Image sind in einem gewissen Sinn „anders als die anderen“. Sie umgibt ein Hauch des Besonderen, des Einmaligen, oft sogar des Wunderbaren. Schon der Dichter Friedrich Hebbel hat erkannt: „Es ist besser, ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts zu sein.“ Stellen Sie sich deshalb einmal die Fragen:


  • Welche Eigenschaften besitze ich, um die mich andere beneiden? (Überzeugungsfähigkeit, Selbstbewusstsein, überle-genes Fachwissen, Kreativität u. a.)

  • Worauf bin ich besonders stolz?

  • Welche Stärke kann ich ausbauen?

  • Welche Gewohnheit muss ich aufgeben?

Wer etwas zu sagen hat, muss reden können
Wie schade wäre es, wenn Sie bei einer Konferenz, Verhandlung oder Diskussion zwar Recht hätten, aber nicht Recht behielten, weil der andere Ihnen in Rhetorik, Argumentation und Dialektik überlegen ist? Und was nützen Ihnen die besten Argumente, wenn Sie sich dabei selbst unter Wert verkaufen, weil z. B. das Lampenfieber Ihnen einen Streich spielt? Es macht also in vielerlei Hinsicht Sinn, die eigene Rhetorik und Argumentations-technik bereits als Young-Professional zu schulen.

Hilfe, ich habe Lampenfieber
Ein Albtraum. Vor Ihnen sitzen 20, 30 fremde Menschen. Alle blicken Sie an. Sie sollen etwas sagen. Sie haben das Gefühl, Wölfe sitzen um Sie herum. Wölfe, die gleich Ihre Stimme abbeißen werden. Ihr Herzschlag jagt hoch wie ein Rennmotor bei durchgetretenem Gaspedal. Der Kopf wird siederot, der Puls hämmert im Hals. Die Knie werden weich. Heiß und feucht die Handflächen. Wo abwischen? Wohin überhaupt mit den Händen? Zehn Ventile zum Abbau des Lampenfiebers helfen Ihnen weiter:


  • Halten Sie eine Generalprobe

  • Verwenden Sie ein Manuskript

  • Achten Sie auf sicheren Stand

  • Atmen Sie richtig

  • Trainieren Sie den Anfang besonders gut

  • Verschaffen Sie sich Bewegung

  • Machen Sie sich vorher mit den Örtlichkeiten bekannt

  • Nützen Sie die Macht der Autosuggestion

  • Bekennen Sie sich zu Ihrem Lampenfieber

  • Setzen Sie in die erste Reihe einen Freund/Bekannten

Film gerissen – was tun?
Selbst wenn Sie noch so routiniert reden, wird es Ihnen ab und zu passieren, dass Ihnen mal „der Film reißt“, Sie einen Blackout haben. Das ist normal und natürlich. Es ist deshalb völlig unnötig, dass Sie sich für einen Versprecher, für ein kurzes Ringen nach einem Wort oder einen treffenden Ausdruck entschuldigen. Sie bieten doch eine „Live-Sendung“! Und wer live spricht, d. h. wer nicht vom Manuskript abliest oder auswendig Gelerntes herunterbetet, darf ruhig mal einen „Hänger“ haben. Für Ihre Rede-praxis bedeutet dies: Das Missgeschick ist kein Missgeschick, erst die falsche Reaktion macht es dazu. Niemand wird von Ihrem „Filmriss“ etwas merken, wenn Sie eines der folgenden „Klebemittel“ anwenden:


  • Den Gedanken später bringen

  • Den Gedanken ganz weglassen

  • Den zuletzt gesagten Satz mit besonderem Nachdruck wiederholen

  • Das bisher Gesagte kurz zusammenfassen

  • Kurze, wirkungsvolle Pause einlegen

  • Frage an die Zuhörer richten

  • Tief durchatmen

  • Die Zuhörer etwas notieren lassen

  • Die Zuhörer um Mithilfe bitten

  • (z. B. „Wo waren wir stehen geblieben?“, „Wie könnte man das formulieren?“)

Der Körper – Handschuh der Seele
Was heißt das nun eigentlich: Körpersprache? Es heißt: Unser Körper sendet pausenlos Signale aus. Stumme Signale. Signale, die unsere Gesprächspartner empfangen und deuten. Signale, die zu einem Bild führen, das sie sich von uns machen.


1. Was die Augen verraten
Viele Reden scheitern oft alleine daran, dass der Redner keine „An“-sprache hält, sondern eine „Ein“-sprache, d.h. keinen Dialog, sondern einen Monolog. Fazit: Die freie Rede braucht den Blickkontakt! Er hilft Ihnen, die Reaktionen Ihrer Zuhörer zu überprüfen und darauf einzugehen. Deshalb: den Blick wandern lassen, jeden ansehen!

2. Was Ihre Haltung verrät
Stehen, gehen, sitzen, liegen: Etwas davon tun wir immer. Leider meistens falsch. Das macht keinen guten Eindruck. Und verdirbt die Figur. Außerdem hat die Haltung auch eine enorme Auswirkung auf das Auftreten: Wer sich schlecht hält, der fühlt sich schlecht. Wer sich schlecht fühlt, sieht - zwangsläufig - auch schlecht aus. Wer schlecht aussieht, der fühlt sich schlecht. Merken Sie, wie sich die Katze in den Schwanz beißt? Fazit: Wer sein Inneres korrigiert, wer sich hängen lässt, dessen Äußeres wird sich anpassen. Wer sein Außen harmonisch und entspannt sein lassen kann, wird sich auch in der Seele besser fühlen.

3. Die Sprache der Hände
Viele Erwachsene haben Angst vor Gestik. Lieber verstecken sie ihre Hände hinter dem Rücken, verschränken sie vor der Brust oder stecken sie in die Hosentasche. Ein Mensch, der seine Hände lahm legt, ist eine sehr eintönige Erscheinung. Wer engagiert spricht, der muss seine Hände einsetzen, er kann gar nicht anders. Es kommt aber nicht nur darauf an, dass man die Hände einsetzt, sondern auch wie! Die offene Hand zeigt uns ihre sensible Innenfläche. Wer sie offen zeigt, schenkt Vertrauen, er versteckt seine Gefühle nicht. Wenn Sie ein Argument mit offener Hand anbieten, signalisieren Sie Ihre Bereitschaft, Gegenargumente anzunehmen, Sie laden zum Austausch ein. Sie haben nichts zu verbergen. Fazit: Gestik ist eine willkommene Bereicherung des gesprochenen Wortes, steigert die Farbigkeit, Natürlichkeit und Lebendigkeit Ihrer Sprache.

4. Die Sprache der Füße
Die Beine und Füße sind das Fundament und die Stütze unseres Körpers. Aber sie haben noch andere Funktionen. Mit Hilfe unse-rer Beine und Füße halten wir Kontakt zur einzigen unveränderlichen Realität unseres Lebens: dem Erdboden. Wer auf beiden Fußsohlen in gutem Kontakt mit dem Boden steht und in der Haltung das Gefühl von Festigkeit vermittelt, ist in der Regel auch ein realistischer Mensch. Er weiß, wo er steht, er kennt seinen Standpunkt. Vermeiden Sie es deshalb, vor Ihren Zuhörern nervös hin- und herzurennen. Ein Redner ist kein Wanderprediger. Jede Bewegung, die nicht funktional ist, wird Ihnen als Unsicherheit ausgelegt. Fazit: Grätschen Sie die Beine leicht und verteilen Sie das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße. Das gibt Ihnen einen sicheren Stand. Sie wirken als „Fels in der Brandung“.

5. Die Mimik macht´s
„Wer nicht lächeln kann, sollte kein Geschäft aufmachen“, sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Allein aus Ihrem Mienenspiel lesen die Zuhörer (Zuschauer) - ohne dass Sie ein Wort sprechen - Zweifel, Anteilnahme, Zustimmung oder Ablehnung heraus. Fazit: Auch wenn Sie sich stark konzentrieren müssen, runzeln Sie nicht die Stirn und machen Sie auch kein verkniffenes Gesicht. Vergessen Sie nicht: „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“


Hollywoods 10 Gebote
Der berühmte Regisseur Billy Wilder hatte eine „einfache Arithmetik der Unterhaltung“ entwickelt. Seine „10 Gebote für gute Filme“ lassen sich in Tipps für gute Vorträge und Präsentationen umformulieren:

1 Jedes Publikum ist launisch.
2. Packe es und lasse es nie wieder los - langweile nie!
3. Sei dir im Klaren darüber, welches Ziel du ansteuern willst.
4. Entwickle eine klare Argumentationslinie.
5. Je subtiler und eleganter die Aha-Effekte in deinem Vortrag daherkommen, desto besser bist du als Redner.
6. Falls du in der Mitte deines Vortrages ein Problem mit deinem Publikum bekommst, liegt das daran, dass du in den ersten Minuten etwas falsch gemacht hast.
7. Lass die Zuhörer selbst zwei und zwei zusammenzählen, d.h. aktiviere sie, binde sie mit ein. Sie werden dich dafür lieben.
8. Beschreibe nicht zu ausführlich etwas, was die Zuhörer auf Folien und Bildern sehen, sondern füge dem, was sie sehen, mündlich etwas hinzu.
9. Stell dir vor, ein Vorhang bestehe immer aus drei Teilen. Das Ende des 2. Teils muss das Ende des Vortrags einlei-ten.
10. Steigere im dritten Teil das Tempo. Biete Action bis zum Schluss. Danach gilt: Häng nichts mehr dran!



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Über den Autor:


Gerhard Reichel, Institut für Rhetorik, Forchheim, hat sich in mehr als 30 Jahren einen exzellenten Ruf als Rhetorik-Trainer erarbeitet. Unternehmer, Politiker und Führungskräfte schätzen das Know-how und die Persönlichkeit des mehrfachen Buchautors und gefragten Referenten. Sein 1975 gegründetes Institut für Rhetorik zählt mittlerweile zu den ersten Adressen Deutschlands. Die Teilnehmer lernen, in Kleingruppen souverän zu kommunizieren, lebendig zu reden und gehen damit als Persönlichkeit gestärkt neue Wege.

Weitere Infos bei: oder Post bei: Gerhard Reichel, Institut für Rhetorik, Tel.: 09191/89501, Fax: 09191/2801, http://www.gerhardreichel.de , reichel.seminare@t-online.de


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